Fernstudium für Menschen mit Behinderung: Tipps und Förderung

Für Menschen mit einer körperlichen Behinderung ist ein Fernstudium eine hervorragende Alternative zum Vollzeitstudium mit Präsenzpflicht. Auch wenn die meisten Universitäten und Hochschulen heute barrierefrei gebaut sind, muss doch der tägliche Hin- und Rückweg bewältigt werden. Ein weiteres Problem sind für Behinderte oft die Kosten eines Studiums.

 

Welche Studienrichtungen stehen zur Verfügung?

Mit einer zunehmenden Akzeptanz der Fernstudienabschlüsse steigt auch die Anzahl der angebotenen Studiengänge. Die FernUni Schweiz bietet die folgenden Studiengänge an:

  • Psychologie (Bachelor und Master)
  • Geschichte (Bachelor)
  • Recht (Bachelor und Master)
  • Wirtschaft (Bachelor)
  • Künstliche Intelligenz (Master)

 

An der Fernfachhochschule Schweiz FFHS gibt es diese Bachelor-Studiengänge:

  • Wirtschaft/Management (Bachelor und Master)
  • Recht (Master)
  • Informatik (Bachelor und Master)
  • Technik/Engineering (Bachelor und Master)
  • Psychologie (Master)
  • Gesundheit (Bachelor und Master)
  • Didaktik/E-Learning (Master)

 

Seit 2013 bietet auch die Universität Luzern einen Fernstudiengang an:

  • Theologie (Bachelor)

 

Die Fernuni Hagen befindet sich zwar in Deutschland, arbeitet jedoch mit Universitäten der Schweiz zusammen und ist durchaus eine gern genutzte Möglichkeit für ein Fernstudium. Auf die Bedürfnisse von Studenten mit körperlicher Einschränkung hat sie sich in einem ganz besonderen Masse eingestellt. Angeboten werden folgende Studiengänge:

  • Kultur- und Sozialwissenschaften (Bachelor und Master)
  • Recht (Bachelor und Master)
  • Psychologie (Bachelor und Master)
  • Mathematik/Informatik (Bachelor und Master)
  • Wirtschaftswissenschaften (Bachelor und Master)

 

 

Wie verläuft ein Fernstudium mit Behinderung?

Bei einem Fernstudium verzichtet die Universität oder Fachhochschule bis auf wenige Tage im Semester auf Präsenzpflichten. Das Studium wird von daheim aus über einen online-Zugang über eine digitale Lernplattform durchgeführt. Auch gelöste Aufgaben oder Tests finden online statt oder werden per eMail weiter gegeben. Mittels Videos, online-chats und Konferenzschaltungen haben Sie dennoch eine gute Betreuung und direkten Kontakt zu den Dozenten und Studienkollegen. Innerhalb eines vorgegebenen Zeitfensters teilen Sie sich Ihre Zeit frei ein.

Für die Präsenz-Samstage haben Sie an der FernUni meist die Wahl aus drei aufeinander folgenden Wochen und das trifft auch auf den Prüfungstermin zum Abschluss eines Moduls zu. In Luzern werden Präsenztage zu Blöcken aus zwei bis drei Tagen zusammengefasst. Den höchsten Anteil an Präsenzunterricht erfordert ein Studium an der FFHS. 20% des Unterrichtes ist vor Ort zu absolvieren. In der Regel ist dies ein ganztägiger Samstagsunterricht pro Monat.

 

Auf Präsenztage verzichten und Prüfungen zuhause ablegen

Die Anzahl der Präsenztage ist auf jeden Fall überschaubar. Da die Termine im Voraus von der jeweiligen Fernschule bekanntgegeben werden, können Sie deren Organisation und Ihren Transport rechtzeitig planen. Auch wenn der Besuch für Sie mit einigem Aufwand verbunden ist, ist er meist bewältigbar. Geht es trotzdem nicht, weil die Behinderung so stark ist, dass ein anschliessendes Lernen oder gar eine Prüfung nicht absolviert werden könnten, werden die Schulen Ihnen sicher gern entgegenkommen. Denkbar ist eine individuelle Prüfung daheim, wie sie die Fernuni Hagen anbietet. Sie sollten vor Aufnahme eines Studiums bei der Universität oder Hochschule gezielt nachfragen.

 

Welche Hilfen erhalten Studenten mit körperlichen Einschränkungen?

Universitäten und Hochschulen richten sich immer mehr auf Studenten ein, die mit einer körperlichen Beeinträchtigung studieren möchten. Sie sorgen dafür, dass Menschen mit Behinderung keine Benachteiligungen dadurch im Studium haben. Barrierefreie Räumlichkeiten sind inzwischen überall gegeben. Aber auch eine spezielle Aufbereitung der digitalen Studienmaterialien für Blinde und Sehbehinderte und eine enge persönliche Betreuung gehören dazu.

Nachteilsausgleiche hängen in ihrem Umfang von der Art und vom Grad der Behinderung ab. Sie sind jedenfalls keine Vergünstigungen. Nachteilsausgleiche sollen situationsbezogen und individuell die Nachteile kompensieren, die dem Student durch die körperliche Beeinträchtigung entstehen.

 

Nachteilsausgleiche

Behinderten und chronisch kranken Studierenden stehen verschiedene Nachteilsausgleiche zu. Dazu gehören beispielsweise:

  • Zeitverlängerungen bei Prüfungen
  • Aus- und Wiedereinstieg bei Krankheitsphasen
  • Situationsbezogene Ausgleiche durch persönliche Assistenzen oder besondere Hilfsmittel
  • Kulanz bei Zahlungsterminen, wenn behördliche Zuschüsse erwartet werden
  • Modifikationen bei Teilnahmepflichten von Lehrveranstaltungen
  • Bevorzugte Teilnahme bei zulassungsbegrenzten Veranstaltungen

 

In jedem Fall sollten Sie sich vor Aufnahme eines Fernstudiums bei der Hochschule oder Universität beraten lassen, welche Massnahmen und Nachteilsausgleiche in Ihrem speziellen Fall möglich sind.

 

Stipendien

Stipendien werden unabhängig von einer körperlichen Beeinträchtigung vergeben. Hochbegabte Fernstudenten erhalten ebenso wie finanziell Benachteiligte mit oder ohne Behinderung ein Stipendium.

 

Stiftungen für Menschen mit Behinderung

Mehrere Stiftungen kümmern sich unabhängig vom Leistungsvermögen eines Studenten mit Handicap um finanzielle Unterstützung. Die in Zürich sitzende Gertrud Rüegg Stiftung unterstützt in erster Linie junge Mädchen in Erstausbildung in Notfällen. Bedingung für eine fixe (keine laufende) Zahlung ist, dass die Ausbildung in der Schweiz stattfindet. Pro Infirmis ist eine private und nationale Fachorganisation für Behinderte mit Hauptsitz in Zürich. Sie kämpft gegen Diskriminierung und setzt sich für die Inklusion Behinderter ein. Google Europe Scholarship for Students with Disabilities fördert das Studium Behinderter in Europa oder Israel mit 7000,-Euro.

 

Nach dem Abschluss

Die meisten Firmen und Organisationen bevorzugen bei der Einstellung Menschen mit einer Behinderung. Der Fernstudienabschluss erfolgt europaweit unter Einhaltung der Bologna-Richtlinien einheitlich und ist damit dem Vollzeit-Abschluss gleichwertig. So steht einer erfolgreichen Karriere trotz körperlicher Einschränkung nichts mehr im Wege.